Test zu One Piece: Pirate Warriors 4 - Nintendo Switch - ntower - Dein Nintendo-Onlinemagazin (2024)

One Piece hatte es in der Welt der Videospiele nicht immer ganz einfach. Obwohl der bis heute erfolgreichste Manga eine Bandbreite an charismatischen Charakteren, kreativen Geschichten und fantastischen Landschaften bereithält, wirkt es merklich kompliziert, die Seele des noch immer laufenden Epos in das interaktive Medium zu übersetzen. Zu hoch scheint das Budget für die immersive Adaption einer Open-World-Erfahrung ganz nach dem facettenreichen Piratenuniversum. Mit dem bereits vierten Ableger der Pirate Warriors-Reihe wirkt es jedoch so, als fühle sich One Piece in Kombination mit dem allseits bekannten Warriors-Gameplay mehr als wohl. Durch die aktuellen Geschehnisse im Manga/Anime und dem allgemeinen Fortschritt in der Handlung ergeben sich zudem völlig neue Ambiente, Feinde und spielbare Charaktere, um einen erneuten Eintrag zu rechtfertigen. Ob das Franchise aber inzwischen stagniert, für Anime-Zuschauer Spoiler bereithält oder eine längere Pause verdient hätte, findet ihr in unserer Review heraus.

In den ersten Minuten heizt euch die stärkste Kreatur schon ordentlich ein. © Bandai Namco Entertainment

Wie es in den Vorgängern schon üblich war, entspricht die Handlung größtenteils den Ereignissen aus der Originalgeschichte. Bekannte Story-Arcs (Arc = längerer Handlungsstrang), wie Alabasta, Enies Lobby oder Marine Ford werden nahezu identisch wiedererzählt und unterscheiden sich bis auf das Leveldesign inhaltlich nur kaum von den vorangegangenen Teilen. Wirklich neu wird es erst mit Whole Cake Island und Wano Kuni, wo Letzteres aufgrund der noch immer laufenden Erzählung im Manga/Anime eine extra hierfür angefertigte Story bereithält. Fans der Reihe wird schnell auffallen, dass im Vergleich zum Vorläufer einige Arcs fehlen und sich das Spiel ausschließlich auf Höhepunkte innerhalb der Gesamtgeschichte konzentriert. Zum einen liegt dies an der Aufteilung eines Arcs in mehrere Akte, zum anderen erleben wir dadurch unterschiedliche Schauplätze innerhalb eines Handlungsstrangs, wodurch der Inhalt nicht magerer, dafür aber etwas einseitiger wird. Ob sich diese Vorgehensweise gelohnt hat, muss jeder für sich selbst entscheiden, dennoch fallen die Szenarien gerade in Anbetracht der extrem abwechslungsreichen Orte der One Piece-Welt somit etwas mager aus. Dass man dann den Zou-Arc beispielsweise weglässt, um Marine Ford erneut wie einen Kaugummi zu ziehen, bleibt fragwürdig und untergräbt die Möglichkeiten eines vierten Ablegers.

Am stärksten sticht Whole Cake Island mit seinem Disney-angehauchten Setting hervor. Das Schlemmerland erscheint nicht nur optisch märchenhaft, sondern stellt euch außerdem die kuriosesten Gegner in den Weg. So markant Big Moms Territorium auch ist, erreicht die Technik nicht immer ihren Zenit. Texturen erscheinen oftmals matschig oder brauchen wenige Sekunden zum Laden, die Animationen der Gegner wirken etwas roboterhaft und Ladebildschirme tauchen regelmäßig und zu lange auf. Demgegenüber hält sich die Bildrate relativ stabil, lediglich der Handheld-Modus leidet unter einer unscharfen Darstellung und lässt Feinde mit kleinen Verzögerungen auftauchen. Doch wie schlägt sich die Performance im Multiplayer? Während die Framerate im lokalen Splitscreen manchmal etwas wackelig wird, funktioniert der Online-Modus mit bis zu vier Spielern gleichzeitig überraschend sauber.

Piratenkrieg im Warriors-Stil – das Gameplay zusammengefasst


Wer sich mit den Zelda- oder Fire Emblem-Pendants auskennt, wird sich schnell im actionlastigen, fast schon hektischen Gameplay zurechtfinden. Wie gehabt verprügelt ihr Horden von relativ wehrlosen Feinden und erobert Kartenabschnitte, beschützt Verbündete und verfolgt missionsspezifische Ziele. Dabei verlaufen alle Ereignisse zeitgleich, was bedeutet, dass Konzentration und stetige Aufmerksamkeit Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Mission sind. So warnt euch das Spiel immer wieder vor bevorstehenden Ereignissen oder geschwächten Alliierten, sodass stets die Möglichkeit besteht, rechtzeitig zu reagieren. Die Schwierigkeit liegt hierbei nicht unbedingt immer beim Kämpfen oder Überleben – es ist die Gesamtsituation einer Schlacht, die über Sieg oder Niederlage entscheidet. Diese strategische Echtzeitkomponente macht im Kontrast zum vergleichsweise monotonen Kampfsystem das Gameplay eines Warrior-Titels aus. Euch werden sich darüber hinaus auch stärkere Gegenspieler in den Weg stellen, die oftmals nur mit einer Gruppe zu Boden gebracht werden können.

Alle wichtigen Informationen findet ihr stets auf einen Blick. © Bandai Namco Entertainment

Die Rede ist unter anderem von den beiden Kaisern Big Mom und Kaido, welchen es an Kraft nicht mangelt und ordentlich austeilen. „Bossgegner“ können genauso wie herkömmliche Gegner mit einfachen Angriffen zu Fall gebracht werden, besitzen allerdings einen Schild, der die Verteidigung anhebt und Rückschlageffekte aushebelt. Um die Übersicht nicht zu verlieren, lässt sich jeder etwas stärkere Gegner anvisieren, was in den meisten Fällen auch gut funktioniert, bei etwas größeren Feinden aber nur bedingt hilft. Anstatt den Fokus auf den enormen Kontrahenten anzupassen, nimmt das Spiel diese Aufgabe etwas zu wörtlich und schwenkt gleich die ganze Kameraperspektive in die Höhe, wodurch es manchmal chaotisch sein kann, die eigene Spielfigur im Auge zu behalten. Falls nun die Sorge aufkommen könnte, dass man dauerhaft unter Stress steht, kann ich versichern, dass das Gameplay wesentlich verrückter klingt, als es schlussendlich ist. Ihr seid durchgehend in der Lage das Spielgeschehen kurz zu pausieren, um einen schnellen Blick auf die Karte zu werfen oder den Schwierigkeitsgrad etwas zu justieren. Außerdem besitzen Warnungen ein angenehmes Zeitfenster und tauchen niemals zu spät auf.

Das Herzstück eines jeden Warrior-Titels bleibt jedoch die Anzahl der spielbaren Charaktere, von denen wir hier mit über 40 Figuren eine stolze Auswahl zur Verfügung gestellt bekommen. Neben der ikonischen Strohutbande, den Supernovas oder bekannten Schurken, wie Sir Crocodile oder Rob Lucci, reizen besonders die zwei Kaiser, Katakuri und die Vinsmoke-Familie. Grundsätzlich spielt sich jede Figur gleich: Es können mehrere Standardangriffe ausgeführt werden, die mit der richtigen Kombination unterschiedliche Techniken auslösen. Wer gedankenlos auf Knöpfe drückt, wird zwar noch immer problemlos durch das Spiel kommen, reizt aber das Potenzial nicht komplett aus. Neben Angriffen auf dem Boden könnt ihr Feinde in die Luft schleudern, einen an Ausdauer gebundenen Spurt einsetzen oder Spezialangriffe auslösen. Diese sind flächendeckend und müssen mit der Zeit aufgeladen werden, eignen sich aber wunderbar, um Massen an Gegner auf einen Schlag auszulöschen. Leider zeigen Spezialtechniken mit Verbündeten hin und wieder nicht ganz ihre Wirkung, wenn ihr inmitten einer Animation steckt und ein Mitstreiter den Feind aus eurer Zielbahn schlägt.

Was es neben der Kampagne noch zu tun gibt


Vor dem Beginn einer Schlacht erhaltet ihr nicht nur Informationen bezüglich der Zielvoraussetzung, den gegnerischen Streitkräften oder dem Aufbau der Karte – gleichzeitig könnt ihr besondere Fähigkeiten ausrüsten, die sich auf das Spielgeschehen auswirken. Davor müsst ihr allerdings erst Ausrüstungspunkte für jeden einzelnen Charakter getrennt erwerben, weswegen alle Spielfiguren als individueller Fall betrachtet werden müssen. In einer Art Talentbaum, in diesem Fall eine Talentkarte, lassen sich Attribute, wie Stärke, Verteidigung oder Geschwindigkeit erhöhen – genauso werden neue Angriffe erlernt, die neue offensive Kombinationen ermöglichen und die Spieldynamik verbessern. Ganz so einfach fällt die Charakterentwicklung aber nicht aus: Levelaufstiege sorgen nämlich nur geringfügig für erhöhte Werte und haben keinen Einfluss auf die Talentkarten. Erst durch gewisse Geldsummen und bestimmte Items könnt ihr Fähigkeiten oder Spezialtechniken freischalten. Unter anderem entfällt dadurch die Notwendigkeit von nervigem Grinding, wenn ihr jederzeit mit den nötigen Mitteln jeden Charakter aufwerten könnt, ohne ihn allzu hoch leveln zu müssen. Geldprobleme und mangelnde Gegenstände kommen ebenfalls nur selten vor – die Missionen händigen nach jedem erfolgreichen Abschluss mehr als genug Ressourcen aus, um mindestens einen Charakter zu verstärken.

Sorgt mit Whitebeard im Schatz-Logbuch für Chaos. © Bandai Namco Entertainment

Nichtsdestotrotz kann es einige Stunden verschlingen, alle Kämpfer aufzuwerten, freizuschalten oder die Kampagne zu beenden. Wie immer hängt die Spielzeit stark von eurer Motivation ab: Wer nur an dem Storymodus interessiert ist, kann sich auf mindestens 15 Stunden einstellen, 100 %-Jäger können auch gerne um die 50 Stunden dazurechnen. Einen großen Teil zur Spiellänge trägt das Schatz-Logbuch bei – ein alternativer Modus, in dem neue Missionen unter veränderten Umständen zu bewältigen sind. Auf welche Feinde oder Mitstreiter ihr hierbei trefft, folgt keinen Regeln oder Normen. Da das Erobern von Gebieten in den Hauptmissionen häufig etwas zu kurz kommt und eigentlich ein integraler Bestandteil des Warrior-Gameplays ist, konzentrieren sich glücklicherweise die optionalen Missionen auf diesen Aspekt und setzen weniger auf aufgesetzte Szenarien mit unerwarteten Einflüssen.

Auch im Soundtrack zeigen sich die Auswirkungen des Crossovers: Musikstücke erklingen erneut in rockigen Melodien und obwohl es schade ist, dass wir keine Musik aus dem Anime zu hören bekommen, besitzt die eufonische Unterstützung immerzu die nötige Kraft, sich der Action anzupassen. Wer nochmal etwas lauschen möchte, findet in der Galerie nicht nur einen Musikplayer, sondern allerlei interessante Informationen zu Charakteren, Orten, Stimmen, Hintergründen zu wichtigen Elementen und vielem mehr. Was für Fans ein alter Schuh sein dürfte, eignet sich gerade für Neulinge hervorragend, um Wissenslücken zu schließen oder Erinnerungen aufzufrischen. Genauso werden Anime-Zuschauer zu keinem Zeitpunkt weder in der Galerie noch in der Kampagne gespoilert – die Ausnahme bilden absolute Neueinsteiger, die mit Zusammenfassungen und wichtigen Wendungen in der Handlung rechnen müssen.

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